
In einer Zeit globaler Lieferketten und steigender Verbraucheransprüche gewinnt die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln zunehmend an Bedeutung. Sie bildet das Rückgrat für Lebensmittelsicherheit, Qualitätskontrolle und Verbraucherschutz. Moderne Technologien wie Blockchain und IoT revolutionieren dabei die Art und Weise, wie Produkte von der Farm bis auf den Teller verfolgt werden können. Gleichzeitig stellen strenge gesetzliche Vorgaben Unternehmen vor neue Herausforderungen. Doch warum ist Rückverfolgbarkeit heute wichtiger denn je? Und welche Chancen ergeben sich daraus für die Lebensmittelindustrie?
Technologien zur lebensmittelrückverfolgung: blockchain und IoT
Die digitale Transformation hat auch vor der Lebensmittelindustrie nicht Halt gemacht. Innovative Technologien wie Blockchain und das Internet der Dinge (IoT) eröffnen völlig neue Möglichkeiten für eine lückenlose und fälschungssichere Rückverfolgung von Lebensmitteln. Diese Systeme ermöglichen es, jede Station eines Produkts vom Erzeuger bis zum Endverbraucher in Echtzeit zu verfolgen und zu dokumentieren.
Implementierung von ethereum smart contracts in der lieferkette
Eine vielversprechende Anwendung der Blockchain-Technologie sind sogenannte Smart Contracts auf der Ethereum-Plattform. Diese selbstausführenden Verträge können automatisch bestimmte Aktionen auslösen, sobald vordefinierte Bedingungen erfüllt sind. In der Lebensmittellieferkette können Smart Contracts beispielsweise die Einhaltung der Kühlkette überwachen und bei Abweichungen sofort Alarm schlagen. Durch die dezentrale Struktur der Blockchain sind die Daten fälschungssicher und für alle Beteiligten transparent einsehbar.
Rfid-technologie für Echtzeit-Tracking von produkten
RFID (Radio-Frequency Identification) hat sich als Schlüsseltechnologie für das Echtzeit-Tracking von Lebensmitteln etabliert. Kleine RFID-Tags an Produkten oder Verpackungen senden kontinuierlich Daten über Standort, Temperatur und andere relevante Parameter. Dies ermöglicht eine lückenlose Überwachung der gesamten Lieferkette. Besonders in der Logistik von temperaturempfindlichen Produkten wie Fleisch oder Fisch spielt RFID eine entscheidende Rolle für die Qualitätssicherung.
IBM food trust: fallstudie zur blockchain-basierten rückverfolgbarkeit
Ein Paradebeispiel für den erfolgreichen Einsatz von Blockchain in der Lebensmittelrückverfolgung ist die IBM Food Trust-Plattform. Große Einzelhändler wie Walmart nutzen dieses System bereits, um die Herkunft von Produkten bis zum einzelnen Erzeuger zurückzuverfolgen. Im Falle eines Rückrufs können betroffene Chargen so innerhalb von Sekunden identifiziert werden – ein Prozess, der früher Tage oder Wochen in Anspruch nahm. Die Plattform demonstriert eindrucksvoll, wie Blockchain-Technologie die Effizienz und Transparenz in der Lebensmittelindustrie revolutionieren kann.
Gesetzliche rahmenbedingungen: EU-Verordnung 178/2002
Die rechtlichen Anforderungen an die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Die EU-Verordnung 178/2002 bildet dabei das Fundament für einheitliche Standards innerhalb der Europäischen Union. Sie verpflichtet Unternehmen, in allen Produktions-, Verarbeitungs- und Vertriebsstufen Systeme zur Rückverfolgbarkeit zu implementieren.
Haccp-konzept als grundlage für rückverfolgbarkeit
Das HACCP-Konzept (Hazard Analysis and Critical Control Points) ist ein zentraler Baustein für die Umsetzung der Rückverfolgbarkeitsanforderungen. Es identifiziert kritische Kontrollpunkte im Produktionsprozess und legt Maßnahmen zur Überwachung und Dokumentation fest. Durch die systematische Erfassung aller relevanten Daten wird eine lückenlose Rückverfolgbarkeit ermöglicht. Unternehmen, die HACCP konsequent umsetzen, schaffen damit nicht nur die Voraussetzungen für gesetzeskonformes Handeln, sondern optimieren gleichzeitig ihre internen Prozesse.
Anforderungen des deutschen lebensmittel- und futtermittelgesetzbuches (LFGB)
In Deutschland konkretisiert das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) die europäischen Vorgaben. Es verpflichtet Unternehmen, jederzeit Auskunft über die Herkunft ihrer Produkte geben zu können. Dazu gehört auch die Dokumentation aller Lieferanten und Abnehmer. Das LFGB sieht empfindliche Strafen für Verstöße vor, was die Bedeutung einer funktionierenden Rückverfolgbarkeit unterstreicht.
Implementierung des rapid alert system for food and feed (RASFF)
Das Rapid Alert System for Food and Feed (RASFF) ist ein europaweites Schnellwarnsystem für Lebensmittel- und Futtermittelrisiken. Es ermöglicht den schnellen Informationsaustausch zwischen den Mitgliedstaaten bei entdeckten Gesundheitsgefahren. Eine effektive Rückverfolgbarkeit ist die Voraussetzung dafür, dass im Ernstfall schnell und gezielt gehandelt werden kann. Unternehmen müssen ihre Systeme so gestalten, dass sie im Bedarfsfall unverzüglich die erforderlichen Informationen an die RASFF-Kontaktstellen übermitteln können.
Verbraucherschutz durch lückenlose herkunftsnachweise
Für Verbraucher spielt die Transparenz der Lebensmittelherkunft eine immer größere Rolle. Lückenlose Herkunftsnachweise schaffen Vertrauen und ermöglichen bewusste Kaufentscheidungen. Moderne Technologien machen es möglich, dass Kunden die gesamte Reise ihres Lebensmittels nachvollziehen können – vom Feld bis auf den Teller.
Qr-code-systeme für transparente produktinformationen
QR-Codes auf Lebensmittelverpackungen haben sich als effektives Mittel etabliert, um Verbrauchern detaillierte Produktinformationen zugänglich zu machen. Mit einem Smartphone-Scan können Kunden die komplette Lieferkette einsehen, Informationen zu Herkunft, Anbaumethoden oder Nährwerten abrufen. Einige Hersteller gehen noch einen Schritt weiter und bieten über QR-Codes sogar virtuelle Hofbesuche an. Diese Transparenz stärkt das Vertrauen der Verbraucher und kann ein wichtiger Wettbewerbsvorteil sein.
Dna-barcoding zur authentifizierung von fisch und fleisch
Die DNA-Barcoding-Technologie revolutioniert die Authentifizierung von Fisch- und Fleischprodukten. Durch die Analyse kurzer DNA-Sequenzen können Arten eindeutig identifiziert werden. Dies ist besonders wichtig, um Lebensmittelbetrug zu verhindern, etwa wenn minderwertige Fischarten als hochwertige Sorten verkauft werden. DNA-Barcoding ermöglicht eine schnelle und präzise Überprüfung der deklarierten Arten und trägt so wesentlich zum Verbraucherschutz bei.
Rolle der bundesanstalt für landwirtschaft und ernährung (BLE) bei der kontrolle
Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) spielt eine Schlüsselrolle bei der Kontrolle und Durchsetzung von Rückverfolgbarkeitsstandards in Deutschland. Sie koordiniert Kontrollmaßnahmen, führt Stichproben durch und unterstützt Unternehmen bei der Implementierung von Rückverfolgungssystemen. Die BLE arbeitet eng mit anderen europäischen Behörden zusammen, um einen einheitlichen Vollzug der EU-Vorschriften sicherzustellen. Durch ihre Arbeit trägt die BLE wesentlich dazu bei, das Vertrauen der Verbraucher in die Sicherheit und Qualität von Lebensmitteln zu stärken.
Herausforderungen bei der globalen lebensmittelrückverfolgung
Die Globalisierung der Lebensmittelindustrie bringt enorme Herausforderungen für die Rückverfolgbarkeit mit sich. Komplexe, länderübergreifende Lieferketten erfordern innovative Lösungen, um eine lückenlose Nachverfolgung zu gewährleisten. Dabei müssen technische, organisatorische und kulturelle Hürden überwunden werden.
Standardisierung von datenformaten: GS1-Standard vs. proprietäre systeme
Eine der größten Herausforderungen in der globalen Lebensmittelrückverfolgung ist die Standardisierung von Datenformaten. Der GS1-Standard hat sich als führendes System für die einheitliche Kennzeichnung von Produkten und Logistikeinheiten etabliert. Er ermöglicht einen reibungslosen Datenaustausch zwischen verschiedenen Akteuren der Lieferkette. Dennoch setzen viele Unternehmen noch auf proprietäre Systeme, was die Interoperabilität erschwert. Die Branche steht vor der Aufgabe, eine Balance zwischen Standardisierung und individuellen Anforderungen zu finden.
Cybersicherheit in vernetzten rückverfolgungssystemen
Mit zunehmender Digitalisierung und Vernetzung von Rückverfolgungssystemen gewinnt das Thema Cybersicherheit an Bedeutung. Hacker-Angriffe auf Lebensmittelproduzenten oder Einzelhändler können nicht nur sensible Daten kompromittieren, sondern im schlimmsten Fall auch die Lebensmittelsicherheit gefährden. Unternehmen müssen massive Investitionen in die IT-Sicherheit tätigen, um ihre Systeme vor Cyber-Bedrohungen zu schützen. Die Implementierung von End-to-End-Verschlüsselung
und regelmäßige Sicherheitsaudits sind dabei unerlässlich.
Integration kleiner erzeuger in komplexe rückverfolgungsketten
Eine besondere Herausforderung stellt die Integration kleiner Erzeuger in komplexe Rückverfolgungssysteme dar. Viele Kleinbauern oder Familienbetriebe verfügen nicht über die technischen oder finanziellen Ressourcen, um aufwendige digitale Lösungen zu implementieren. Hier sind innovative Ansätze gefragt, die es auch kleineren Akteuren ermöglichen, an modernen Rückverfolgungssystemen teilzunehmen. Genossenschaften oder Branchenverbände können dabei eine wichtige Rolle spielen, indem sie gemeinschaftliche Lösungen entwickeln und Ressourcen bündeln.
Ökonomische aspekte der rückverfolgbarkeit für unternehmen
Die Implementierung umfassender Rückverfolgungssysteme stellt für viele Unternehmen eine erhebliche Investition dar. Gleichzeitig bieten sich dadurch aber auch vielfältige Chancen zur Effizienzsteigerung und Wertsteigerung. Eine genaue Kosten-Nutzen-Analyse ist unerlässlich, um die langfristigen Vorteile dieser Investitionen zu erfassen.
Kosten-nutzen-analyse von Track-and-Trace-Systemen
Die Einführung von Track-and-Trace-Systemen ist mit erheblichen Anfangsinvestitionen verbunden. Diese umfassen nicht nur die Anschaffung von Hardware und Software, sondern auch Kosten für Mitarbeiterschulungen und Prozessanpassungen. Dem gegenüber stehen jedoch signifikante Einsparungspotenziale durch optimierte Prozesse, reduzierte Lagerhaltung und minimierte Verluste durch Produktrückrufe. Eine detaillierte Kosten-Nutzen-Analyse sollte auch indirekte Vorteile wie Reputationsgewinn und erhöhte Kundenbindung berücksichtigen.
Eine effektive Rückverfolgbarkeit ist nicht nur ein Kostenfaktor, sondern ein strategischer Wettbewerbsvorteil in der modernen Lebensmittelindustrie.
Wettbewerbsvorteile durch erhöhte transparenz: fallstudie nestlé
Der Lebensmittelkonzern Nestlé hat früh erkannt, welches Potenzial in einer umfassenden Rückverfolgbarkeit liegt. Durch die Implementierung eines konzernweiten Track-and-Trace-Systems konnte Nestlé nicht nur die Effizienz seiner Lieferketten steigern, sondern auch das Vertrauen der Verbraucher stärken. Die erhöhte Transparenz ermöglicht es dem Unternehmen, gezielt mit der Nachhaltigkeit und Qualität seiner Produkte zu werben. Dies hat sich als bedeutender Wettbewerbsvorteil in einem zunehmend umkämpften Markt erwiesen.
Effizienzsteigerung in der logistik durch präzise rückverfolgung
Präzise Rückverfolgungssysteme eröffnen enorme Potenziale zur Effizienzsteigerung in der Logistik. Durch Echtzeit-Tracking können Warenströme
optimiert und Lieferzeiten verkürzt werden. RFID-Technologie und GPS-Tracking ermöglichen eine genaue Verfolgung jeder Sendung in Echtzeit. Dies führt zu einer signifikanten Reduktion von Fehllieferungen und Warenverlusten. Zudem können Unternehmen durch die präzise Kenntnis der Warenströme ihre Lagerbestände optimieren und Just-in-Time-Lieferungen realisieren. Ein Beispiel hierfür ist der Logistikdienstleister DHL, der durch den Einsatz von RFID-Technologie die Effizienz seiner Sortierzentren um 30% steigern konnte.
Die Vorteile einer präzisen Rückverfolgung erstrecken sich auch auf das Qualitätsmanagement. Durch die lückenlose Dokumentation der Lieferkette können Qualitätsprobleme schnell auf ihren Ursprung zurückgeführt werden. Dies ermöglicht eine gezielte Behebung von Mängeln und verhindert, dass fehlerhafte Produkte in den Handel gelangen. Langfristig führt dies zu einer Steigerung der Produktqualität und einer Reduzierung von Reklamationen.
Eine effiziente Rückverfolgbarkeit ist nicht nur ein Kostenfaktor, sondern ein strategischer Hebel zur Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette.
Die ökonomischen Vorteile der Rückverfolgbarkeit gehen weit über die unmittelbaren Effizienzgewinne hinaus. Sie schaffen die Basis für datengetriebene Entscheidungen im Supply Chain Management und eröffnen neue Möglichkeiten für Innovationen und Produktentwicklungen. Unternehmen, die in moderne Rückverfolgungssysteme investieren, positionieren sich damit für die Herausforderungen einer zunehmend digitalisierten und transparenten Lebensmittelindustrie.
Herausforderungen bei der globalen Lebensmittelrückverfolgung
Die Globalisierung der Lebensmittelindustrie bringt enorme Herausforderungen für die Rückverfolgbarkeit mit sich. Komplexe, länderübergreifende Lieferketten erfordern innovative Lösungen, um eine lückenlose Nachverfolgung zu gewährleisten. Dabei müssen technische, organisatorische und kulturelle Hürden überwunden werden.
Standardisierung von Datenformaten: GS1-Standard vs. proprietäre Systeme
Eine der größten Herausforderungen in der globalen Lebensmittelrückverfolgung ist die Standardisierung von Datenformaten. Der GS1-Standard hat sich als führendes System für die einheitliche Kennzeichnung von Produkten und Logistikeinheiten etabliert. Er ermöglicht einen reibungslosen Datenaustausch zwischen verschiedenen Akteuren der Lieferkette. Dennoch setzen viele Unternehmen noch auf proprietäre Systeme, was die Interoperabilität erschwert. Die Branche steht vor der Aufgabe, eine Balance zwischen Standardisierung und individuellen Anforderungen zu finden.
Der GS1-Standard bietet den Vorteil, dass er weltweit anerkannt ist und von vielen großen Einzelhändlern und Lebensmittelherstellern genutzt wird. Er umfasst einheitliche Identifikationsnummern für Produkte (GTIN), Lokationen (GLN) und Logistikeinheiten (SSCC). Diese Standards erleichtern den Datenaustausch entlang der gesamten Lieferkette erheblich. Allerdings kann die Implementierung des GS1-Systems gerade für kleinere Unternehmen mit hohen Kosten verbunden sein.
Proprietäre Systeme hingegen bieten oft mehr Flexibilität und können besser auf spezifische Unternehmensanforderungen zugeschnitten werden. Sie bergen jedoch das Risiko von Inkompatibilitäten und erschwertem Datenaustausch mit Geschäftspartnern. Die Herausforderung besteht darin, Lösungen zu entwickeln, die die Vorteile beider Ansätze vereinen – standardisierte Datenformate für den übergreifenden Austausch und flexible Erweiterungen für unternehmensspezifische Anforderungen.
Cybersicherheit in vernetzten Rückverfolgungssystemen
Mit zunehmender Digitalisierung und Vernetzung von Rückverfolgungssystemen gewinnt das Thema Cybersicherheit an Bedeutung. Hacker-Angriffe auf Lebensmittelproduzenten oder Einzelhändler können nicht nur sensible Daten kompromittieren, sondern im schlimmsten Fall auch die Lebensmittelsicherheit gefährden. Unternehmen müssen massive Investitionen in die IT-Sicherheit tätigen, um ihre Systeme vor Cyber-Bedrohungen zu schützen. Die Implementierung von End-to-End-Verschlüsselung
und regelmäßige Sicherheitsaudits sind dabei unerlässlich.
Ein besonderes Augenmerk muss auf die Absicherung von IoT-Geräten gelegt werden, die in der Lebensmittelrückverfolgung eingesetzt werden. Sensoren, RFID-Tags und andere vernetzte Geräte können potenzielle Einfallstore für Cyberangriffe darstellen. Hier sind ganzheitliche Sicherheitskonzepte gefragt, die von der Hardware-Ebene bis zur Cloud-Infrastruktur reichen.
Zudem stellt sich die Frage nach dem Datenschutz. Die umfassende Erfassung von Produktions- und Lieferkettendaten kann sensible Geschäftsinformationen beinhalten. Es gilt, einen Ausgleich zwischen Transparenz und dem Schutz von Betriebsgeheimnissen zu finden. Blockchain-Technologien könnten hier einen Lösungsansatz bieten, indem sie eine sichere und dezentrale Datenspeicherung ermöglichen.
Integration kleiner Erzeuger in komplexe Rückverfolgungsketten
Eine besondere Herausforderung stellt die Integration kleiner Erzeuger in komplexe Rückverfolgungssysteme dar. Viele Kleinbauern oder Familienbetriebe verfügen nicht über die technischen oder finanziellen Ressourcen, um aufwendige digitale Lösungen zu implementieren. Hier sind innovative Ansätze gefragt, die es auch kleineren Akteuren ermöglichen, an modernen Rückverfolgungssystemen teilzunehmen. Genossenschaften oder Branchenverbände können dabei eine wichtige Rolle spielen, indem sie gemeinschaftliche Lösungen entwickeln und Ressourcen bündeln.
Ein vielversprechender Ansatz sind mobile Apps, die eine einfache Erfassung und Übermittlung von Rückverfolgbarkeitsdaten ermöglichen. Diese können auch in Regionen mit begrenzter Internetkonnektivität eingesetzt werden und erfordern keine kostspielige IT-Infrastruktur. Pilotprojekte in Entwicklungsländern haben gezeigt, dass solche Lösungen die Teilnahme kleiner Erzeuger an globalen Lieferketten erheblich erleichtern können.
Zudem können größere Unternehmen eine Mentoren-Rolle einnehmen und ihre kleineren Zulieferer bei der Implementierung von Rückverfolgungssystemen unterstützen. Dies fördert nicht nur die Integration in die Lieferkette, sondern stärkt auch langfristige Geschäftsbeziehungen und trägt zur Qualitätssicherung bei.
Ökonomische Aspekte der Rückverfolgbarkeit für Unternehmen
Die Implementierung umfassender Rückverfolgungssysteme stellt für viele Unternehmen eine erhebliche Investition dar. Gleichzeitig bieten sich dadurch aber auch vielfältige Chancen zur Effizienzsteigerung und Wertsteigerung. Eine genaue Kosten-Nutzen-Analyse ist unerlässlich, um die langfristigen Vorteile dieser Investitionen zu erfassen.
Kosten-Nutzen-Analyse von Track-and-Trace-Systemen
Die Einführung von Track-and-Trace-Systemen ist mit erheblichen Anfangsinvestitionen verbunden. Diese umfassen nicht nur die Anschaffung von Hardware und Software, sondern auch Kosten für Mitarbeiterschulungen und Prozessanpassungen. Dem gegenüber stehen jedoch signifikante Einsparungspotenziale durch optimierte Prozesse, reduzierte Lagerhaltung und minimierte Verluste durch Produktrückrufe. Eine detaillierte Kosten-Nutzen-Analyse sollte auch indirekte Vorteile wie Reputationsgewinn und erhöhte Kundenbindung berücksichtigen.
Studien zeigen, dass Unternehmen, die in moderne Rückverfolgungssysteme investieren, langfristig von einer Kosteneinsparung von 2-5% ihrer Gesamtbetriebskosten profitieren können. Dies resultiert aus verbesserter Bestandsführung, reduziertem Ausschuss und effizienterem Ressourceneinsatz. Zudem können Rückrufaktionen, sollten sie nötig sein, gezielter und kostengünstiger durchgeführt werden.
Ein oft unterschätzter Faktor in der Kosten-Nutzen-Rechnung ist der Wert der gewonnenen Daten. Umfassende Rückverfolgungssysteme generieren eine Fülle von Informationen über Produktionsabläufe, Lieferketten und Verbraucherverhalten. Diese Daten können für strategische Entscheidungen und Prozessoptimierungen genutzt werden und stellen damit einen erheblichen Mehrwert dar.
Wettbewerbsvorteile durch erhöhte Transparenz: Fallstudie Nestlé
Der Lebensmittelkonzern Nestlé hat früh erkannt, welches Potenzial in einer umfassenden Rückverfolgbarkeit liegt. Durch die Implementierung eines konzernweiten Track-and-Trace-Systems konnte Nestlé nicht nur die Effizienz seiner Lieferketten steigern, sondern auch das Vertrauen der Verbraucher stärken. Die erhöhte Transparenz ermöglicht es dem Unternehmen, gezielt mit der Nachhaltigkeit und Qualität seiner Produkte zu werben. Dies hat sich als bedeutender Wettbewerbsvorteil in einem zunehmend umkämpften Markt erwiesen.
Nestlé nutzt ein blockchain-basiertes System, um die Herkunft von Zutaten wie Kaffee oder Milch lückenlos zu dokumentieren. Verbraucher können über einen QR-Code auf der Verpackung die gesamte Reise des Produkts vom Erzeuger bis ins Regal nachverfolgen. Diese Transparenz hat nicht nur das Vertrauen der Konsumenten gestärkt, sondern auch zu einer Steigerung der Verkaufszahlen in den betreffenden Produktkategorien geführt.
Zudem konnte Nestlé durch die verbesserte Rückverfolgbarkeit seine Lieferketten optimieren und Ineffizienzen aufdecken. Dies führte zu einer Reduzierung der Durchlaufzeiten und einer Verbesserung der Produktqualität. Die Investitionen in das Rückverfolgungssystem haben sich für Nestlé innerhalb weniger Jahre amortisiert und tragen nun aktiv zur Steigerung der Unternehmensperformance bei.
Effizienzsteigerung in der Logistik durch präzise Rückverfolgung
Präzise Rückverfolgungssysteme eröffnen enorme Potenziale zur Effizienzsteigerung in der Logistik. Durch Echtzeit-Tracking können Warenströme optimiert und Lieferzeiten verkürzt werden. RFID-Technologie und GPS-Tracking ermöglichen eine genaue Verfolgung jeder Sendung in Echtzeit. Dies führt zu einer signifikanten Reduktion von Fehllieferungen und Warenverlusten.
Ein konkretes Beispiel für die Effizienzsteigerung durch Rückverfolgbarkeit ist die Optimierung von Kühlketten. Durch kontinuierliches Temperatur-Monitoring können Abweichungen sofort erkannt und korrigiert werden. Dies reduziert nicht nur den Ausschuss, sondern gewährleistet auch eine höhere Produktqualität. Unternehmen wie Maersk haben durch den Einsatz von IoT-Sensoren in Kühlcontainern ihre Verlustrate bei temperaturempfindlichen Gütern um bis zu 20% senken können.
Die verbesserte Rückverfolgbarkeit ermöglicht zudem eine präzisere Planung von Warenein- und -ausgängen. Dies führt zu einer Optimierung der Lagerbestände und einer Reduktion von Kapitalbindung. Unternehmen können so ihre Working-Capital-Effizienz steigern und ihre Liquidität verbessern. Studien zeigen, dass durch den Einsatz moderner Rückverfolgungssysteme eine Reduktion der Lagerbestände um 10-15% realisiert werden kann.
Die Investition in Rückverfolgbarkeitssysteme ist nicht nur eine Frage der Compliance, sondern ein strategischer Schritt zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in der modernen Lebensmittelindustrie.